PROTOKOL:
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Vermerk:
Gegen 22.30 Uhr wurde im Landesgerichtsgefängnis Göttingen eine Gegenüberstellung zwischen WWN und GIT durchgeführt. GIT wurde lediglich aufgefordert, dem WWN zu bestätigen, daß er ihn von dem gegebenen Ehrenwort, über die Fahrt nach Herzberg nicht zu sprechen, entbinde. Weiteres wurde nicht gesprochen. Bei der Gegenüberstellung waren BL1 und BL2 zugegen.
Da es erforderlich wurde die Wohnung des WWN nach Beweismaterial zu durchsuchen, wurde zwischenzeitlich Durchsuchungsbeschluss des örtlichen Amtsgerichts herbei geführt und da zu besorgen war, daß nach der Entlassung aus der Vernehmung evtl. vorhandenes Beweismaterial vernichtet wird, sofortige Durchsuchung (Nachtzeit!) für notwendig erachtet. Mit Rücksicht auf die vorgerückte Stunde in Bezug auf die Familie des WWN und auf besonderen Wunsch des Betroffenen wird die Durchsuchung sofort vorgenommen und die Vernehmung zu diesem Zweck weiterhin unterbrochen.
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WWN redet:
Die Vernehmung wurde um 24.00 Uhr fortgesetzt, nachdem Herr WWN erklärt hatte, daß er trotz der vorgerückten Stunde willens und in der Lage sei, auszusagen und der Vernehmung zu folgen. Er erklärte ohne weiteren Vorhalt folgendes:
“Das was ich im ersten Teil meiner Vernehmung über mein Verhältnis zu GIT gesagt habe, stimmt genau und ich halte meine Aussage insofern auch aufrecht. Zu der Fahrt nach Herzberg, die Gegenstand der Vernehmung ist, will ich jetzt, nachdem mich Herr GIT von meinem Ehrenwort entbunden hat, aussagen. Ich will meine Aussage insofern berichtigen, daß es nicht am Dienstag (24.10), sondern am Montag (24.10.) war, als ich Herrn GIT das letzte Mal sah. Mir war der genaue Tag nicht mehr in Erinnerung. Am Montag, in den Abendstunden, kam Herr GIT zu mir in meine Wohnung. Er sagte mir, daß eine Sache gegen Otto-Ernst Remer läuft. Er hat mir dann auch ganz flüchtig den Namen SS1 Herzberg in Zusammenhang damit genannt und gesagt, es müsse sofort etwas unternommen werden.
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Mir war der Name SS1 Kein Begriff, herr GIT Erläuterte mir aber den Namen SS1 dahingehend, daß dieser Mann DRP-Vorsitzender in Osterode sei. Er sagte mir auch noch mal, daß eine Frau, die im Gefängnis in Göttingen sitzt, “gesungen” habe. Näheres sagte er mir vorerst noch nicht. Wir kamen überein, etwas zu unternehmen und gemeinsam nach Herzberg zu fahren. Es war für uns eine Selbstverständlichkeit, hier irgendetwas zu tun, weil wir glaubten, daß Otto-Ernst Remer gefährdet sei. Wir gingen gemeinsam zu dem Autoverleiher im W. (Name ist mir nicht mehr geläufig) und mieteten dort einen Volkswagen. Ich zahlte für den Wagen 8.-DM. Nach Beendigung der Fahrt mußte ich den Benzintank auffüllen, dafür bezahlte ich noch einmal etwas über 5.-DM. Die genaue Abfahrtszeit ist mir nicht mehr in Erinnerung, es war aber in den späten Abendstunden. Ich steuerte den wagen und wir fuhren nach Herzberg. Da uns der Wohnsitz von Herrn SS1 In Herzberg unbekannt war, mußten wir uns in Herzberg nach seiner Wohnung durchfragen und fanden dann auch seine Wohnung nach längerem Suchen. Nach meiner Erinnerung ist es bereits nach 24.00Uhr gewesen, als wir die Wohnung fanden. Wir klingelten Herrn SS1, der bereits zu Bett lag, aus der Wohnung heraus. Geöffnet wurde zuerst von Frau SS1 und wir baten um eine Rücksprache mit ihrem gatten. Dieser wurde dann geholt und bat uns in die Küche, entschuldigte sich für die Umgebung und fragte uns nach dem Zweck unseres Besuches. Ich stellte mich mit meinem Namen vor und sagte ihm, daß wir ihm etwas wichtiges mitzuteilen hätten,. Kamerad GIT übernahm dann das Wort und erklärte dem SS1 mit kurzen Worten, daß gegen ihn (SS1) ein Verfahren eingeleitet würde und man belastetes Material über angebliche Verbindungen mit Remer und anderen ehemaligen SRP-Angehörigen suchte; er bat darum, falls solches Material vorhanden wäre, dieses zu vernichten. Herr SS1 war sehr erstaunt über unser Erscheinen und etwas deprimiert und nahm an, wir seien von der Kriminalpolizei. Er ging im Anfang seines Gespräches nicht aus sich heraus und argumentierte, er hätte keinerlei Verbindungen zu irgendwelchen Leuten bezw. zur Sowjetzone. Wieso SS1 aus die Beziehungen zur Sowjetzone zu sprechen kam, kann ich nicht mehr genau sagen, ich meine, daß von Seiten des GIT Nichts derartiges gesagt wurde. Kamerad GIT brach sein Gespräch ab, sagte es interessiere ihn nicht, er wäre nur gekommen, um ihm die Situation zu schildern und ihn zu warnen und eventuelles belastendes Material gegen Otto-Ernst Remer und andere Kameraden
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zu vernichten. Dann erbat SS1 ihm unsere Adressen zu überassen. Für Herrn GIT Kam dieses nicht in Frage, lediglich ich gab ihm meine Adresse an.er sagte mir, daß er bei gegebener Zeit mich aufsuchen wolle. Damit war unser Gespräch beendet. Wir verlangtem von ihm eine ehrenwörtliche Erklärung, durch Handschlag, nicht über den Besuch zu sprechen. Er gab uns beiden die Erklärung. Wir fuhren dann auf direktem Wege nach Göttingen zurück.
Auf Vorhalt: es ist richtig, daß GIT Von dieser Frau gesprochen hat, die “gesungen” habe. Der Name dieser Frau ist mir nicht geläufig. Ich hatte aber den Eindruck, daß SS1 diese Frau kannte. SS1 meinte darauf, daß es wohl ein Racheakt dieser Frau sei. Auch dabei wies Kamerad SS1 daraufhin, daß diese Dinge, das Private und Kriminelle, ihn nicht interessiere und er lediglich darum gekommen sei, zu warnen.
Auf weiteren Vorhalt: es ist richtig, daß GIT auch einiges davon gesagt hat, was die Frau aus Göttingen gesagt haben soll. Er erwähnte hierbei eine eine angeblich bestehende Verbindung zu Remer, in der Schriftstücke mit der Unterschrift XYZ eine Rolle spielen sollten. es ist möglich, daß in diesem Zusammenhang auch von nationalen Kräften in der Sowjetzone die Rede gewesen ist, den näheren Zusammenhang habe ich aber nicht erkannt. Richtig ist auch, daß ein Doppelname mit dem Anfang “R.” fiel, aber aber auch hier habe ich den Zusammenhang nicht behalten und den richtigen Namen auch nicht mehr im Gedächtnis. – Davon, daß GIT dem SS1 evtl. Gesagt hat, von der Frau aus Göttingen sei auch von dem “Alten” gesprochen worden und daß losgeschlagen werden solle, wenn er die Augen zumacht, weiß ich nichts mehr. Es ist möglich, daß mir GIT hiervon nur im Auto erzählt hat.
Natürlich hat mich der Kamerad auf der Fahrt von Göttingen nach Herzberg auch etwas näher über die Aussage der Frau aus Göttingen unterrichtet, dieses entsprach aber auch nur dem, was xxx GIT dem SS1 gegenüber sagte. Einen Gesamtzusammenhang über das, was die Frau aus Göttingen gesagt ausgesagt haben sollte, bekam ich durch GIT nicht, sondern nur Bruchstücke.ich hatte aber den Eindruck, daß auch der Kamerad GIT nicht mehr wußte, also auch nur bruchstückweise informiert war. – Selbstverständlich ist sowohl bei B. als bei mir das Bewußtsein vorhanden gewesen, daß GIT von den dienstlich zur Kenntnis gelangten Dingen nicht sprechen durfte. Deswegen ja auch meine ehrenwörtliche Versicherung